image Was unser Gehirn tut, wenn wir nichts tun image Die Luft im Büro wird dünn? Vergessen Sie nicht zu atmen!

Runter vom Thron!

Vor Kurzem war Happy Works zu Gast auf der Descape -Veranstaltung „Sinnsuche im Job – nur ein Luxusproblem der Generation Y?“

Für mich sehr erfrischend wurde das Thema „glückliche Arbeit“ und damit verbunden die  (angeblichen?) neue Anforderungen der (angeblichen?) GenY sowohl von den Gästen im Panel wie auch von den ZuhörerInnen von einer ganz neuen Seite beleuchtet. Die Start-up Szene und gründungsstarken letzten Jahre suggerieren in meiner Wahrnehmung, dass mensch eigentlich nur dann erfüllt und zufrieden arbeiten kann, wenn er sich dabei frei fühlt, ständige Kreativität unter Beweis stellen und hoch innovativ agieren kann. Doch was ist mit denen, die nach Sicherheit, Stabilität und geregelten Abläufen streben? Ich selbst – mit einer gehörigen Prise „ich arbeite viel mehr und länger als ich sollte“  ausgestattet – freue mich sehr über Tage, an denen ich klare Ansagen habe und Dinge erledige, bei denen ich auch mal auf Autopilot schalten kann. Arbeitszufriedenheit kommt eben in vielen Facetten daher. Und an diesem Abend hatte ich das Gefühl, dass sich die Debatte um neue Arbeitsformen endlich öffnet.

Eine Aussage vom Panel hat mich dann aber doch irritiert: Dass der Job keinen Spaß machen müsse. Damit schlug die Teilnehmerin der Podiumsdiskussion einen Bogen zu Kassiererinnen, Fließbandarbeitern und anderen, die in der öffentlichen Wahrnehmung eher „monotonen“ Tätigkeiten nachgehen. Diese Kassiererinnen, so die gängige Annahme , seien häufig gelangweilt und unzufrieden, doch an diesen Jobs sei eben nicht viel zu ändern. Durch diese Aussage kochte bei mir die Frage hoch, ob das Thema Arbeitszufriedenheit nicht viel zu sehr von Akademikern und Menschen mit gefühlt komplexen Arbeitsanforderungen (ob GenY oder nicht) von oben herab geführt wird.

Warum soll jemand in einem Job mit geringeren fachlichen Anforderungen nicht zufrieden sein können? Verwehren wir mit der Annahme, dass wir nur durch bestimmte (abwechslungsreiche und super bezahlte) Tätigkeiten in bestimmten Positionen beruflich glücklich werden können, nicht einem Großteil unserer Gesellschaft schlichtweg das Recht sich zufrieden fühlen zu dürfen? Warum sollten nicht auch ein Taxifahrer oder eine Putzfrau positiv auf ihre Arbeit schauen? Arbeitszufriedenheit hat sehr viel damit zu tun, durch welche Brille wir unser Tun betrachten. Ob wir in unserem Tun einen Sinn sehen. Und ganz wichtig: Welche Resonanz und Bestätigung wir dafür durch die Gesellschaft erfahren.

Für künftige Diskussionen zum Thema Arbeitszufriedenheit wünsche ich mir mehr Respekt und Wertschätzung für alle Arten von Berufen – und das Recht für jeden, individuell über seine und ihre Arbeitszufriedenheit oder –unzufriedenheit zu urteilen.

 

Foto: Gratisography von Ryan McGuire

About Vera Frieg
Vera Frieg ist leidenschaftliche Trainerin und Coach. Ihr Spezialgebiet sind die Begleitung von Veränderungsprozessen, Stakeholder Engagement und Kooperationsmanagement.
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