In Dänemark, dem Land der Glücklichen (das ergaben unlängst Studien), gibt es das Wort „Arbejdsglaede“*. Es beschreibt das Glück, das wir durch Arbeit empfinden. Ein vergleichbares Wort gibt es in keiner anderen Sprache. Warum, wenn wir doch so viele Stunden unseres Lebens arbeitend verbringen?
Doch auch ohne das passende Wort rückt die Verbindung Glück und Arbeit in Deutschland immer mehr in den Fokus, denn unser Verständnis von Schicksal hat sich verändert: das Glück kommt nicht mehr herbeigeflogen, sondern wir können es beeinflussen. Also haben wir auch unser Arbeitsglück in der Hand.
Auch die Forschung beschäftigt sich zunehmend mit „ Happiness at work“ oder „Glück bei der Arbeit“ – mit ganz unterschiedlichem Fokus: Was brauchen Menschen um glücklich bei der Arbeit zu sein? Welche Faktoren führen dazu? Wie hängen Glück und Produktivität zusammen? Die Glücksforschung hat ihre Wurzeln in der positiven Psychologie, der Wissenschaft über das Wohlbefinden und optimale „Funktionieren“ des Menschen. Professor Martin Seligman**, Begründer der positiven Psychologie, entwickelte das PERMA Model wonach 5 Kriterien uns Menschen aufblühen lassen:
- Positive Emotions (Positive Emotionen)
- Engagement (Flow, sich in Aufgaben verlieren können)
- Positive Relationships (positive, bedeutsame Beziehungen)
- Meaning (Sinnhaftigkeit- es gibt eine Motivation, die über uns selbst hinausgeht)
- Accomplishment (erfolgreiche Bewältigung von Aufgaben, Erreichen gesteckter Ziele)
Wenn wir diese fünf Aspekte in unserem Arbeitsleben berücksichtigen, sind wir glücklicher.
Und nicht nur das. Ein Ergebnis der Glücksforschung ist, dass glückliche Menschen sich nicht nur besser fühlen, sondern auch mehr erreichen.
Hieraus ergibt sich eine spannende Frage: Aus welcher Motivation heraus werden die Erkenntnisse der positiven Psychologie gebraucht? Wollen wir wirklich das Glücksempfinden von Menschen steigern oder eigentlich die wirtschaftliche Produktivität? Ich denke, wir sollten das Glück in den Vordergrund rücken und somit auch den einzelnen Menschen. Denn nur so können wir nachhaltig positive Auswirkungen auf unsere Gesellschaft erwarten.
Weiterführende Informationen
*Zu Arbejdsglaede: www.whattheheckisarbejdsglaede.com
**Zum PERMA Modell: www.seligmaneurope.com
Bild: Danke an Ryan McGuire für die wunderbaren Fotos auf gratisography.com, die er unter der Creative Commons Zero Lizenz veröffentlicht hat.
Andreas Bungert
Sehr schöner Artikel!
Leider wird oft gedacht, dass ein Unternehmen sich zwischen dem Glücksempfinden seiner Mitarbeiter und seiner wirtschaftliche Produktivität entschieden muss. Ich denke, dass dies ein Irrglauben ist.
In der Engpass-konzentrierten Strategie EKS gibt es den Grundsatz, dass der Kundennutzen den höchsten Stellenwert einnimmt. Ist dieser wirklich gegeben, entsteht daraus auch wirtschaftlicher Gewinn. Fokussieren sich junge Unternehmen in erster Linie auf den Gewinn, so sind sie nur selten erfolgreich.
Ich bin überzeugt, dass es sich beim Glücksempfinden der Mitarbeiter und deren Produktivität genauso verhält. Produktivität entsteht aus dem Glücksempfinden und ist nicht die Alternative dazu.
Viele Grüße, Andreas Bungert